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Kai Sender
Sozialarbeiter
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Die Reerdigung

Alternative Bestattungsformen in Deutschland

© envato elements

Die Reerdigung als nachhaltige Bestattungsform

Eine besonders nachhaltige alternative Bestattungsform ist die sogenannte Reerdigung, die aktuell nur in einzelnen Regionen in Deutschland möglich ist. Dabei wird der Leichnam in kurzer Zeit in fruchtbaren Boden zersetzt. Die so entstandene Erde kann dann wieder in den Kreislauf der Natur übergehen.

Was versteht man unter einer Reerdigung?

Die Reerdigung ist eine Bestattungsform, die ursprünglich aus den USA kommt. In den Vereinigten Staaten setzt man schon seit über 50 Jahren tote Tiere in einem mit Stroh gefüllten Gefäß bei. Ein ähnliches Verfahren wird auch bei der Reerdigung genutzt.

Anstatt den Leichnam eines Menschen zu verbrennen oder ihn in einem Sarg beizusetzen, wird er in einem speziellen Gefäß unter anderem mit Stroh natürlich kompostiert. Dadurch bleibt von der verstorbenen Person nach einigen Wochen fast nur noch Erde übrig.

Wer bietet Reerdigungen in Deutschland an?

Das Berliner Start-up „Meine Erde“ ist deutschlandweit die einzige Firma, die Reerdigungen anbietet. Bei sehr seltenen und ansteckenden Krankheiten wie beispielsweise dem Ebolavirus sind jedoch keine Reerdigungen möglich.

Wer wünscht sich eine Reerdigung?

Reerdigungen sprechen zum einen Menschen an, die zu Lebzeiten eine große Verbundenheit zur Natur hatten oder viel Zeit im Grünen verbracht haben. Zum anderen richtet sie sich an klima- und umweltbewusste Personen, da sie die nachhaltigste Form aller erlaubten Beisetzungsarten ist.

© envato elements

Wo sind Reerdigungen in Deutschland möglich?

Die eigentliche Reerdigung ist aktuell nur in Schleswig-Holstein möglich. Allerdings dürfen dort reerdigte Verstorbene auch in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt werden.

 

Wann werden Reerdigungen in ganz Deutschland erlaubt?

Eine deutschlandweite Erlaubnis ist aktuell nicht absehbar. Dem Berliner Reerdigunganbieter ist es aber in kurzer Zeit gelungen, auch außerhalb von Schleswig-Holstein Friedhöfe für die Beisetzungen zu finden. Das Unternehmen hat zudem vor, sogenannte „Alvarien“ mit mehreren Kokons in ganz Deutschland zu errichten.

In einem Alvarium (lateinisch für Bienenstock) befinden sich Wabe und Kokon für die Reerdigung. Der Begriff bezeichnet also das Gebäude, in dem die Reerdigung stattfindet. Ein Alvarium kann verschiedene Größen haben und ist meist eine umfunktioniertes Friedhofsgebäude.

Wie funktioniert eine Reerdigung?

Abgesehen von der Reerdigung entspricht der Ablauf dem einer üblichen Bestattung. Die Reerdigung dauert aber deutlich länger als beispielsweise die Kremation.

Zunächst wird der unbekleidete Leichnam in einen Metallsarg oder „Kokon“ eingeschlossen. In diesem befindet sich ein natürliches Bett aus Stroh, Blumen und abbaubaren Beigaben wie etwa Bildern. Dann wird der Kokon in eine holzgetäfelte Wabe eingebracht.

Über spezielle Anschlüsse wird Wasser und Sauerstoff hinzugegeben. Durch den so beginnenden Zersetzungsprozess herrschen im Kokon bis zu 70 Grad Celsius. Der Sarg wird dabei sanft bewegt, damit sich die Flüssigkeiten verteilen können. Über die Anschlüsse werden Sauerstoffgehalt, Feuchtigkeit und Temperatur permanent kontrolliert und reguliert. Dank der so geschaffenen optimalen Bedingungen dauert der Zersetzungsprozess nur 40 Tage.

Chemikalien oder Insekten sind dazu nicht nötig. Die Kompostierung basiert nur auf den Mikroorganismen, die ohnehin auf und im menschlichen Körper leben. Von der verstorbenen Person bleiben schließlich nur Erde und einige Knochen übrig. Die Knochen werden feingemahlen und der Erde wieder beigegeben. Bei einem 80 Kilogramm schweren Menschen entstehen insgesamt etwa 100 Kilogramm Erde.

Diese kann schließlich unter einer Schicht Friedhofserde auf einem Friedhof beigesetzt werden. Pflanzt man nun etwas auf dem Grab, wachsen die Wurzeln auch in die Erde der verstorbenen Person hinein.

© envato elements

Die Vorteile einer Reerdigung:

Die Reerdigung ist besonders natürlich, nachhaltig und auch ressourcenschonender als etwa eine Einäscherung. Sie erlaubt es dem Verstorbenen, bereits kurz nach seiner Beisetzung als wertvolle neue Erde in die Natur überzugehen.

Die Kosten einer Reerdigung:

Eine Reerdigung kostet in Deutschland aktuell knapp 3.000 Euro. Dazu kommen noch Kosten für die Überführungen, die Trauerfeier und die Grabstelle. Im Vergleich dazu beginnen einfache Feuerbestattung bei rund 2.000 Euro. Auch eine Beisetzung im Friedwald ist mit mindestens rund 1.100 Euro günstiger. Die Kosten für Bestattungen sind natürlich variabel, aber die Reerdigung zählt insgesamt zu den finanziell etwas aufwändigeren Bestattungsformen.

Fazit:

Die Reerdigung ist eine besonders nachhaltige, natürliche und nicht allzu teure Bestattungsform. Prinzipiell basiert sie auf dem aus der Kompostierung bekannten Verfahren. Dank idealer Bedingungen dauert die Zersetzung des Leichnams lediglich 40 Tage. Zurück bleibt neben den Knochen reine Erde. Mit den nachträglich zermahlenen Knochen kann die Erde auf einigen wenigen Friedhöfen in Norddeutschland beigesetzt werden. Auf dem Grab wachsen dann Pflanzen, die bis in die Erde der verstorbenen Person hineinragen.